Nein, es muss nicht immer Dirndl sein!
Darum lautet meine Devise auch: Lass die Lederhose leben! Denn seien wir mal ehrlich, meine Hübschen! Spätestens nach der zweiten Maß Bier ist im engen Dirndl panische Flachatmung angesagt. Aber auch diverse Bier- und Fettflecken machen sich auf einem Dirndl nicht gerade gut. Die Lederhose allerdings wird mit jedem Fleckchen noch uriger und deutlich individueller. Dazu kommt, dass ich keine waschechte Bayerin bin! Bei mir ist die bajuwarische „Massss eine Maaaas“ und das Brathendl ein Broiler. Schon allein das berechtigt mich im Land der Weißbiere und Trachten, eine „Krachlederne“ (sprich Sepplhose) zu tragen. Dazu noch eine aus echtem Hirschleder. Sie ist sämisch gegerbt, unfassbar weich und hübsch bestickt.
Eigentlich müsste ich mich jetzt schlecht fühlen. Tu ich aber nicht. Nein, ich fühle mich sexy und ziemlich hip in diesem rustikalen Stück. Das kann mir niemand ausreden, auch kein selbsternannter Tierschützer. Mich wundert es ohnehin, dass noch keine splitterfasernackten Tierschützerinnen, oder ganz schwarz gekleidete, mit blutrot geschminkten Händen und Megafon ausgestatteten Tierrechtler, über die Wies’n spazieren. Wäre doch eine schöne Aufgabe, die Trachtenträger an den Pranger zu stellen und auf das damit verbundene Leid der Hirsche, Gamsböcke, Schafe oder Brathendl aufmerksam zu machen. Denn gerade hier tragen doch die feschen Madln und schneidigen Burschen stolz alle Tiere am Körper zur Schau. Beim genauen Hinsehen und vor allem beim Hinhören sind es jedoch meist die Norddeutschen, die in diesen urbayerischen Trachten stecken. Und das, obwohl die Münchner behaupten, das eine Tracht Prügel die einzig passende Tracht für so einen Preußen ist! 😉
Für alle Fleischesser, die jetzt ihren moralischen Zeigefinger heben, um sich zu Wort melden. Kurz innehalten und nachdenken! Angesichts der jüngst bekanntgewordenen katastrophalen Zustände in Schlachthäusern könnte man durchaus sagen, dass Fleischesser Tieren sogar viel größeren Schaden zufügen als Lederhosenträgerinnen – zumal man Fleisch naturgemäß immer nur einmal „verwendet“, sprich: ißt, während meine Lederhose jahrelang hält. Wer mich also jetzt verurteilt, selber aber Fleisch konsumiert agiert scheinheilig, ist verlogen und heuchlerisch.
Nun zu mein Outfit ganz ohne Dirndl
Gekauft habe ich das gesamte Outfit vor 4 Jahren in München beim Lodenfrey für eine Trachtenparty. Da ich mich generell in Kleidern unwohl fühle, habe ich mich für eine Lederhose entschieden. Kombiniert mit der rot-weiß karierten Rüschenbluse sowie einem Strick- Jäckchen in Trachtenoptik, ist der Look, wie ich finde, absolut Wies‘n tauglich. Ob ich diesen Look allerdings heute noch über die Wies‘n spazieren führe, weiß ich noch nicht so genau, aber eins weiß ich – diese Kombination ist absolut zeitlos und auch im nächsten Jahr nach wie vor wiesentauglich. Das ist eben das Schöne an der Tracht – sie hat kein Verfallsdatum.
The Look
Jacke: Zaubermasche
Hose: Meindl
Bluse: Daniel Fendl